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Zum Sonntag: Allein gegen den Rest

Veröffentlicht am Mi, 14.10.2015
von Horst Buchholz
Personalleiter, Ev. Kirchenpflege Ludwigsburg -

Ich bin wirklich kein Sportler. Ich bin weder trainiert, noch im Wettkampf erfahren. Im LKZ-Firmenlauf 2015 will ich aber dennoch ein gutes Ergebnis erzielen. „Ich kann es schaffen“, sage ich mir. „Du bist bei den Walkern und walken kannst Du ja. Du benötigst nur einen guten Start und Du musst Dir Kräfte einteilen. Es sind ja nur 3,5 Kilometer Das dürfte doch kein Problem sein“.

Als das Rennen beginnt, staune ich nicht schlecht, als die vor mir Laufenden mit einem „Wahnsinnstempo“ beginnen. 500 Metern nach dem Start will eine Frau in meinem Alter ansetzen, mich zu überholen. „Das geht aber nicht“, denke ich, beiße die Zähne zusammen und „wehre den Angriff ab“. „Halte eine konstant Schrittgeschwindigkeit“ treibe ich mich an.

Nach einer Weile merke ich, dass ich mich von den hinter mir Laufenden absetze und der Abstand zu den vor mir Laufenden geringer wird „Du kannst es schaffen“, sage ich mir wieder und lege noch einen Zahn zu. „Es kann ja auch nicht mehr so weit zum Ziel sein.“

Schließlich kommt der letzte Kilometer und der hat es in sich. Er ist richtig lang! Ich überhole zwar noch eine junge, gertenschlanke Frau vom Beginn des Rennens, aber ich merke auch, dass meine Kraftreserven gegen tendieren.

Als das Ziel in Sichtweite kommt, versuche ich mit einem heroischen Lächeln zu verbergen, dass ich fix und fertig bin und inständig hoffe, dass die Ziellinie schneller kommt als meine Kräfte gehen. „Hoffentlich ist niemand nahe genug, mich zu überholen“ Während ich so mit mir kämpfe, höre ich die Stimmen meiner an der Bahn stehenden Kollegen, die mich anfeuern. Als ich aufblicke und ihre Gesichter sehe, bekomme ich neuen Mut. Mut, der mich über die Ziellinie trägt.

Schwitzend, zitternd, total neben mir … kommt ein besorgter Sanitäter auf mich zu und fragt mich, ob alles in Ordnung ist. „Na klar“ stammle ich. Mehr schaffe ich nicht. Nicht einmal mehr ein Lächeln.

Zurückblickend muss ich sagen, dass ich ohne Training, mit dem inneren Slogan „Das schaffst Du schon“ ziemlich optimistisch und leichtfertig war. Ich habe mich in meinem Leben schon oft überfordert gefühlt  – meistens dann, wenn ich Dinge machen oder haben wollte, bei denen ich genau wusste, dass sie nicht gut oder richtig - aber vielleicht schön und reizvoll waren. Falsche Orientierung, fehlerhafte Ziele. Den Preis hatte immer ich zu zahlen.

Wer sich an Gott hält und orientiert, um den ist es gut bestellt. Der macht alles richtig, weil es mit Gott nur richtig sein kann.

Da die Menschen sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild.   Römer 1,22-23

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