Zum Sonntag: Adventsmomente

Veröffentlicht am Sa, 28.11.2015
von Ursula Kaiser
Pastoralreferentin / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Jedes Jahr beginne ich den Advent mit dem Wunsch nach etwas mehr Stille, der sich meist nicht erfüllt, weil sich Aufgaben, Termine, Einladungen und Veranstaltungen im Kalender drängen. Glücklich war ich im vergangenen Jahr über einen täglichen kurzen „Adventsmoment“ am Abend, mit einer Tasse Tee und einem Text aus dem Adventskalender. Von der Dichterin Christine Busta stammt das Gedicht, das ich an solch einem Abend entdeckte:Was ich Dir zum Advent schenken möchte:Einen Orgelton wider den finsteren Morgen.Meinen Atem gegen den Eiswind des Tags.Schneeflocken als Sternverheißungam Abendund ein Weglicht für den verloren geglaubten Engel,der uns inmitten der Nachtdie Wiedergeburt der Liebe verkündet.Es sind ungewöhnliche Dinge, die die Dichterin verschenkt. Keine Gaben, die man schön ein- und wieder auspacken kann. „Einen Orgelton wider den finsteren Morgen“ bedeutet für mich etwas, das meinen Tag hell und heiter macht. Ein Ton, eine Melodie, die etwas anklingen lässt in mir und mich beherzt den neuen Tag angehen lässt. „Meinen Atem, gegen den Eiswind des Tages“ ist etwas, das mich wärmt und schützt gegen den eisigen Wind, der mir manchmal ins Gesicht oder in die Seele bläst, etwas, das mir nahe kommt, mich anhaucht und neu belebt. „Schneeflocken als Sternverheißung am Abend.“ Was die mir wohl sagen wollen? Dass morgen früh die Welt schon wieder besser aussieht, vielleicht? Sie glitzern und glänzen, tanzen durch die Luft und versprühen Leichtigkeit. Und „Das Weglicht für den verloren geglaubten Engel, der uns inmitten der Nacht, die Wiedergeburt der Liebe verkündet“ drückt aus, dass ich selber etwas tun muss: Das Licht in die Hand nehmen und dem Engel entgegengehen. Ich darf darauf hoffen, dass sich mein Leben zum Guten wendet, die Nacht zum Tag wird.Ich mag diese Adventsmomente und ihre kleinen Geschenke.Ursula Kaiser