Sie sind hier: Gemeindebrief > A - Z > Predigt + Andacht - Archiv

Andacht- und Predigt Archiv

Wir haben die Erwartungen Gottes enttäuscht“

Veröffentlicht am Fr, 03.07.2015
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

jedoch lohnt es einige Sprachformulierungen aufzugreifen, da diese gut die neue revolutionäre Richtung aufzeigen. Schwester Erde schreit auf, ob des Schadens, der ihr durch die Umweltverschmutzung zugefügt wird, schreibt der Papst. Der Mensch vergisst, dass er selber Erde ist. Die Erde selbst ist eine „Urschenkung“, die der Mensch antraf. Das „Buch der Natur“ ist unteilbar und umfasst die Umwelt, das Leben, die Sexualität, die Familie, alle sozialen Beziehungen. Folglich kann man die Beschädigung der Natur nicht trennen von der Armut vieler Menschen, noch von der Kultur menschlichen Zusammenlebens. Ein Verbrechen gegen die Natur ist eine Sünde gegen uns selbst, eine Sünde gegen Gott. Lösungen zum Schutz der Natur können nicht nur von der Technik erwartet werden. Es gilt eine Kultur zu fördern, die vom Konsum zum Engagement, von der Habgier zur Freigebigkeit, von der Verschwendung zur Fähigkeit des Teilens übergeht. Die Welt kann als ein „Sakrament der Gemeinschaft“ verstanden werden. Wenn wir in unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Geschwisterlichkeit sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten, des Ausbeuters sein, der seinen Interessen keine Grenzen mehr setzt. Die Natur ist ein prächtiges Buch, in dem Gott zu uns spricht. Die Welt ist ein freudiges Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten können.
Franziskus greift bei diesen seinen Formulierungen auf den Sonnengesang seines Namensgebers Franz von Assisi zurück. Das Lied „Laudato si“ wurde in den letzten Jahren zu einem romantischen Gassenhauer, gesungen bei  Kommunionen, in Jugendgruppen und bei sonstigen Anlässen. Durch seine Enzyklika hat Franziskus diesem Lied einen politisch, sozialen Hintergrund gegeben ohne den es in Zukunft kaum noch gesungen werden kann. Wie ein roter Faden zieht sich durch sein ganzes Schreiben eine Art „kosmischer Spiritualität“, die alles in einem großen Zusammenhang sieht. Alles hängt zusammen und beeinflusst sich. Daher ist eine Zerstörung der Natur auch eine Zerstörung des Menschen. Radikal ergreift Franziskus Partei für die Armen. Franziskus kritisiert die Vergötterung des Marktes in diesem Zusammenhang, dass die Politik sich schon längst dem Diktat der Wirtschaft und der Finanzwelt unterworfen habe und dass die Gesellschaften im reichen Norden nicht breit wären ihr Konsumverhalten zu ändern. Die reichen Länder des Nordens haben eine Bringschuld gegenüber den armgemachten Ländern des Südens. Es lohnt diese Enzyklika zu lesen. Wir brauchen ein Gespräch, das alle zusammenführt, mahnt Franziskus an. Dem ist wenig hinzuzufügen.
Pfr. Franz Nagler

Zur Übersicht

Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.