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Andacht- und Predigt Archiv

Wenn Trauer alleine bleibt

Veröffentlicht am Fr, 20.11.2015

Aber Trauer wird verschieden erlebt. Die eine spricht über ihren Schmerz und kann anderen mitteilen, was bedrückt. Sie kann aus dem Leben des Verstorbenen erzählen, spüren, dass man Leid teilen kann und dabei Trost erfahren. Sie kann sich ihren Schmerz von der Seele reden. Sie kann wahrnehmen, dass andere gemeinsam mit ihr an diesem Leid tragen. Der andere zieht sich in sich selber zurück, auch weil er die Erfahrung gemacht hat, dass die Mitmenschen sich nicht gerne auf Trauer und Tod ansprechen lassen. Aber oft wird Trauer dadurch schwerer und viel bedrückender, wenn man mit niemandem reden kann.

Nach den Terroranschlägen von Paris sind die Nachrichten und das Internet voll von Trauerbekundungen und Solidaritätsmitteilungen. Das ist auch gut so. Auch da kann es Erleichterung schaffen, wenn man anderen mitteilen kann, wie betroffen man ist. Freilich braucht es dazu auch die Antwort der anderen, die ihrerseits ihre Betroffenheit bekunden. Wer einen Menschen verloren hat, sei es bei diesen schrecklichen Terroranschlägen, durch einen Unfall oder auf natürliche Weise, der erlebt meist, dass das Mittrauern anderer Kraft verleiht den eigenen Schmerz zu tragen und die eigene Trauer zu bearbeiten.

Darum ist es auch gut, dass es öffentliche Trauertage gibt. Der Toten- oder Ewigkeitssonntag ist ein solcher öffentlicher Trauertag. Auch Allerheiligen in der katholischen Kirche sowie der Volkstrauertag sind solche Tage, die Menschen darin unterstützen ihre seelische Last nicht für sich zu behalten, sondern mit anderen zu teilen. In den evangelischen Kirchen werden am Toten- oder Ewigkeitssonntag die Namen der Verstorbenen des zurückliegenden Kirchenjahres vorgelesen. Im Gebet wird an sie gedacht. Für jede und jeden wird eine Kerze angezündet. So erleben Angehörige wenigstens, dass sie mit ihrer Trauer nicht alleine sind. Das ist tröstend.

Es ist wichtig, dass wir die öffentlichen Trauertage wertschätzen. Nicht bloß der Besuch der Gottesdienste an diesen Tagen verleiht den schmerzhaften Gefühlen Ausdruck, damit sie geteilt werden können. Auch gemeinsame Besuche auf den Friedhöfen, wie das am Totensonntag und an Allerheiligen in vielen Familien üblich ist, können diese Verbindungen stärken. Es ist gut, dass es die öffentlichen Trauertage gibt. Viel zu oft bliebe sonst die Trauer alleine.

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