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Andacht- und Predigt Archiv

Wehret den Anfängen

Veröffentlicht am Fr, 16.05.2014
von Hans-Martin Brombach
Pastor / Evang. Method. Kirche, Sonstige Dienste

Durch dieses Jahr begleitet uns das Gedenken an den Beginn des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren. Ein weiterer wichtiger Gedenktag wird der 1. September sein, wenn sich der Beginn des 2. Weltkriegs zum 75. Mal jährt. Meine beiden Großväter gehörten zu der Generation, die aktiv an beiden Kriegen beteiligt war. Das Erlebte prägte ihr Denken, und immer wieder gewährten sie uns Enkeln einen kleinen Einblick in diese Abschnitte ihres Lebens, auf die sie nicht stolz waren. Ihre Gedanken waren eindrücklich für uns.
Diese Generation lebt heute nicht mehr. Aber meine Elterngeneration, die am 2. Weltkrieg beteiligt war, die ist noch da. Und in vielen der noch lebenden dieser Generation ist die Erinnerung an diese Zeit wach, besonders dann, wenn wieder Jahrestage anstehen. Das wurde mir gerade in diesen Tagen bewusst, als mir unabhängig voneinander zwei Menschen über ihre Erlebnisse um den 8.Mai 45 berichteten. Der 69. Jahrestag des Kriegsendes hatte wieder einmal etwas wachgerüttelt in ihnen und sie wollten darüber reden. Am Ende stand die Mahnung: „Seht zu, dass ihr den nun schon 69 Jahre andauernden Frieden in unserem Land bewahrt!“
Einer brachte im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Ukraine seine Sorge über einen erneuten kalten Krieg zum Ausdruck. War der nicht erst vor 25 Jahren im Zuge von Glasnost beigelegt worden? Wohin führt dieses unnötige und nicht weiterführende Säbelrasseln zwischen den alten inzwischen veränderten Machtblöcken? Die Sorgenfalten auf dem Gesicht eines Menschen, der erlebt hat, wohin ein Krieg führt, waren dabei unübersehbar. Die Sorgen betrafen in erster Linie ganz persönlich seine Kinder und Enkelkinder. Die sollen soetwas nicht erleben müssen. Und „Krieg löst keine Probleme, er schafft nur neue!“ so ließ er mich wissen.
Mir kamen bei diesen Gedanken die ‚Sozialen Grundsätze’ unserer Kirche in den Sinn. Dort heißt im Abschnitt ‚Krieg und Frieden’: „Wir glauben, dass Krieg mit der Lehre und dem Beispiel Christi unvereinbar ist. … Wir verwerfen deshalb den Krieg als Mittel nationaler Außenpolitik…“ Was bedeuten solche Aussagen konkret für den Alltag?
Die Friedensbemühungen der großen Politik müssen getragen werden vom Zusammenleben der Menschen in ihrem Umfeld. Dem Frieden steht hier jegliches Denken in Freund-Feindkategorien im Weg. Das beginnt hier in Kornwestheim, in meinem Lebensumfeld, wo Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion und Lebensweise zusammenleben. Hier gilt es, nicht den kalten Krieg im Kleinen zu schüren, sondern das Gespräch zu suchen, um z.B. etwas vom Hintergrund des Andersseins der hier mit mir Lebenden zu erfahren. Die Bereitschaft, das Gegenüber in seinem Anderssein zu verstehen, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Frieden.
Die Erfahrungen der Generation meiner Eltern und Großeltern ist Mahnung und Herausforderung, auf diese Weise aktiv am Frieden in der Welt mitzuarbeiten. Wo dieser Stein ins Wasser geworfen wird, zieht er seine Kreise.

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