Sie sind hier: Gemeindebrief > A - Z > Predigt + Andacht - Archiv

Andacht- und Predigt Archiv

Wege in die Weite und Vielfalt

Veröffentlicht am Fr, 09.01.2015

Zur Zeit lese ich die „Wohnungen der Inneren Burg“ von Teresa von Avila und es lohnt sich an diese große christliche Mystikerin, die in diesem Jahr ihren 500. Geburtstag feiert, zu erinnern. Teresa beschreibt in diesem Buch, den Weg zu Gott, als einen Weg nach Innen, in die Tiefe der eigenen Seele, da Gott ja in uns wohnt. Es ist ein Reichtum und ein Schatz sich auf diesen Weg nach innen zu machen, aus der Quelle zu leben, in der Freundschaft mit Gott zu verweilen. Teresa lebt in dem Bewusstsein, dass die ganze Zerrissenheit, Unfreiheit, die Probleme und Nöte der Menschen daher kommen, dass sie nicht bei sich und bei Gott zu Hause sind.
Mich beeindrucken ihre Bilder und ihre Beschreibungen, die sie verwendet. Mit  Rigorismus haben sich nichts zu tun, es sind Bilder der Weite, der Vielfalt, der Schönheit und der Sanftheit, die aus einer geistigen Enge herausführen wollen.
„Es bot sich mir an unsere Seele als ein gänzlich aus einem einzigen Diamanten oder sehr klaren Kristall bestehende Burg zu betrachten, in der es viele Gemächer gibt, so wie es im Himmel viele Wohnungen gibt.“ Diese Worte ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Buch, in welchem sie die Wege durch die 7 Wohnungen beschreibt.
Teresa von Avila hat ihr Hauptwerk 1577 in Toledo geschrieben, als sie dort in einer Art Hausarrest ihre Tage verbringen musste. Diese Stadt Toledo beflügelte ihre Kräfte. In dieser Stadt lebten vor Teresas Zeit Juden, Mauren und Christen gut miteinander zusammen, ja sie belebten sich sogar gegenseitig. Diese Stadt war zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert ein geistiges Zentrum aller drei Weltreligionen, in der arabische, hebräische und lateinische Schriften gegenseitig übersetzt wurden und die Menschen miteinander im geistigen Kontakt standen.
Nach dem Alhambra Edikt 1492 mussten alle verbliebenen Muslime und alle Juden Spanien verlassen oder konvertieren.
Teresa schöpft aus all diesen Quellen noch. Sie verschweigt zwar in ihrer Biographie, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt, aber sie geht ganz schöpferisch mit den jüdisch-mystischen Quellen um und sie nimmt auch Bilder der islamischen Mystik in ihre Beschreibungen auf.
Was für ein Zuhause, was für eine Weite und was für eine Vielfalt.
Derer bedürfen wir gerade heute – in unseren Zeiten.

Zur Übersicht

Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.