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Andacht- und Predigt Archiv

Waffen niederlegen!

Veröffentlicht am Fr, 24.10.2014
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

Einen Monat nach Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren wurde Benedikt XV, aufgrund seiner diplomatischen Erfahrungen zum Papst  gewählt. Zuvor hatte der diplomatische Einfluss des Vatikans unter seinem Vorgänger einen Tiefpunkt erreicht. Papst Benedikt enttäuschte auch nicht. Schon in den ersten sechs Tagen nach seiner Wahl rief er in einer öffentlichen Erklärung  die kriegführenden Mächte auf ihre Waffen niederzulegen und Friedensgespräche zu führen. In seiner ersten Enzyklika „Ad Beatissima apostolorum“ vom 1. November 1914 bezeichnete er den Krieg als ein sinnloses Schlachten. Vor allem benannt er, dass es doch andere Mittel und Wege  gebe, wodurch der Zustand verletzter Rechte behoben werden könnte. Er sieht in diesem Krieg den Selbstmord des zivilisierten Europa. In seinem apostolischen Schreiben vom 28. Juli 1915 erinnert er an den traurigen Jahrtag des Ausbruchs des Krieges. Benedikt beklagte, dass die modernen Waffen leider den Fortgang des Krieges ermöglichen; wenngleich um welchen Preis, fragte er. Wiederum stellte er fest, dass ihm keiner sagen möge, dass der ungeheure Streit nicht auch ohne Waffengewalt beigelegt werden könnte. Warum nicht ab jetzt mit Gerechtigkeit die Rechte und Aspirationen der Völker prüfen und abwägen? Gesegnet sei derjenige, der zuerst den Palmzweig erhebt und seinem Feind annehmbare Friedensbedingungen anbietet. Am 17. August 1917 richtete Benedikt XV an alle Kriegsparteien eine gleichlautende Note mit konkreten Vorschlägen für einen Frieden.  Voraussetzungen für fruchtbare Verhandlungen sollten folgende Punkte sein:

  • Ein gegenseitiger Verzicht auf Erstattung der Kriegskosten
  • Die Räumung Belgiens
  • Die Räumung Nordfrankreichs
  • Rückgabe der besetzten deutschen Kolonien und die Prüfung sonstiger Streitigkeiten in  versöhnlicher Absicht (Elsass-Lothringen; Trento)

Ein Erfolg war Benedikt XV nicht beschieden. Darüber war er bitter enttäuscht. Die Franzosen nannten ihn daraufhin „le Pape boche“ (Boche war ein Schimpfwort für deutsche Soldaten.)  Die Deutschen nannten ihn „den französischen Papst“ und die Italiener nannten ihn in Anspielung auf seinen Namen „Maledetto“ (Benedetto heißt „gesegnet“, maledetto „verflucht“). Benedikt XV ließ sich davon nicht abschrecken. Er protestierte noch gegen den  Völkermord an den Armeniern und investierte ungeheure Summen (80 Millionen Lire) in humanitäre Hilfsaktionen, was ihm den Vorwurf einbrachte, dass er den Heiligen Stuhl damit in den Bankrott getrieben habe. Seine Friedensbemühungen fanden eine Fortsetzung durch die Friedensbemühungen Johannes XXIII während der Kubakrise, durch Paul VI während des Vietnamkrieges und durch  Johannes Paul II während des Irakkrieges. Auch bei heutigen Kriegen gilt noch sein Wort: „Es muss doch noch andere Mittel und Wege geben, wodurch der Zustand verletzter Rechte behoben werden kann.“

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