Vergeudete Lebenszeit?

Veröffentlicht am Sa, 11.08.2012
von Martin Wunram, Pastoralreferent
Pastoralreferent / Kath. Kirche, Sonstige Dienste

Ein Blick über die Felder in diesen Tagen: Es ist Erntezeit. Das Getreide durfte reifen. Die Frucht ist nun eingefahren. Große Ernte liegt in der Scheune. Auch in meinem Leben sind Sommerferien so etwas wie Erntezeit: Eine ganze Menge Dinge wurden im Lauf des Jahres angepackt. Vieles konnte zum Abschluss gebracht werden: Ernte in der Lebensscheune.
Wenn ich mit dem Abstand der Ferien zurückblicke, dann wird mir aber auch klar: Neben den Dingen, auf die ich stolz sein kann, gibt es viele Stunden und Tage, die nutzlos scheinen. Viel Arbeit und Mühe steckt darin. Leider hat diese Zeit keine Frucht getragen. Im Urlaub wird mir auch das gegenwärtig.
Während die großen und kleinen Erfolge kraftvoll in die Ferien starten lassen, lässt das Mühen ohne greifbaren Erfolg kraftlos werden. Erschöpft von der Arbeit, ausgelaugt. Verlorene Lebenszeit?
Der Blick auf die Felder öffnet mir die Augen für eine andere Perspektive: Das scheinbar nutzlose Stroh liegt zu großen Ballen gepresst auf dem Stoppelfeld -  goldgelb in der Sommersonne. Ein herrlicher Anblick!
Schaffe auch ich es, diese aus meiner Sicht vertane Lebenszeit wertschätzend zu betrachten? Ihre eigene Schönheit in der Sommersonne anzuschauen und in meine Lebensscheune einzufahren?
Der Bauer jedenfalls weiß um den Wert des Strohs: Als Einstreu wärmt es im Winter die Tiere. Auf die Felder ausgebracht als Mist lässt es den Boden locker und ertragreich werden.
Noch weiß ich nicht um den Sinn dieser Lebenszeit, die nicht vom Erfolg gekrönt war. Lerne ich vom Bauer, dann sammle ich auch diese Zeit ein - mit Wertschätzung und Dankbarkeit. Und betrachte sie jetzt in der Sommersonne als Teil meines Lebens.
Pastoralreferent Martin Wunram
Kath. Kirche Ludwigsburg