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Andacht- und Predigt Archiv

Unsterblich werden

Veröffentlicht am Fr, 24.11.2017

Ein Mann, der sich in den Schriften seines jüdischen Glaubens auskennt, fragt Jesus: „Was muss ich tun, damit ich das ewige Leben bekomme?“

Die Schülerinnen und Schüler bekamen die Aufgabe: Übertragt die Geschichte aus der Lutherübersetzung in unsere heutige Sprache.
Eine Gruppe formulierte die Anfangsfrage kurz und klar: „Wie werde ich unsterblich?“

Jesus stellt jenem Mann eine Gegenfrage: „Was steht in der Tora, wie wir leben sollen?“
Er antwortet: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“
„Halte dich daran und du wirst leben,“ antwortet Jesus. Die Diskussion zwischen den beiden geht weiter darüber, wer denn mein Nächster sei.

Da erzählt Jesus eine Geschichte:
Ein Mensch wird unterwegs überfallen und ausgeraubt. Schwer verwundet bleibt er liegen.
Zwei Männer in gehobener Stellung am Tempel gehen vorbei und kümmern sich nicht um ihn. Ein wenig geachteter Mann aus Samaria sieht ihn verletzt liegen, übernimmt die Erstversorgung und bringt ihn auf seinem Esel zu einer Unterkunft. Er kommt sogar für die dort entstehenden Behandlungskosten auf.

So also werde ich unsterblich!
Mir geht die Formulierung meiner Schülerinnen und Schüler seither nicht mehr aus dem Sinn: Unsterblich werde ich jetzt! - nicht später. Unsterblich ist so gesehen keine zeitliche Dimension.
Das zeigt sich auch sonst in unserer Sprache: Unsterblich verliebt sein ist nicht in erster Linie eine zeitliche Ansage. Unsterblich verliebt sein - ist eine Art die Welt, das Leben, einen Menschen zu erleben – jetzt!

Ewiges Leben ist keine zeitliche Dimension. Es hängt damit zusammen, wie wir die Welt erleben und andere Menschen und wie wir miteinander leben. Dazu gehört: die Notsituation anderer sehen und nicht ungerührt bleiben; helfen und dafür sorgen, dass Menschen und Lebenssituationen heil werden, wo Unheil herrscht.

Wie bekomme ich das ewige Leben - wie werde ich unsterblich? Immer noch hänge ich dieser Formulierung nach. Sie hält für mich die Frage nach dem ewigen Leben fest in unserer Sprache und für unsere Zeit.

 

Elserose Haug, Pfarrerin

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