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Andacht- und Predigt Archiv

Taizé- gelebtes Vertrauen

Veröffentlicht am Fr, 20.04.2018
von Christina Kneifel

Durch einen Vortrag bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) habe ich mich wieder etwas intensiver mit dem Ordensgründer beschäftigt.
Taizé ist ein kleines, fast unbewohntes Dorf in der Nähe von Cluny im Burgund. In den 40er Jahren kaufte der Schweizer Pfarrer Frère Roger dort ein Haus und gründete mit zwei weiteren Männern die Communauté von Taizé. Zunächst halfen sie jüdischen Kriegsflüchtlingen, später deutschen Kriegsgefangenen und gaben nach dem 2. Weltkrieg mehreren Waisenkindern ein neues Zuhause. Schnell wuchs die Ordensgemeinschaft. Sie ist heute international und ökumenisch ausgerichtet.
Eine besondere Ausstrahlung haben der Ort und die Gemeinschaft auf Jugendliche. Vielleicht liegt es an der offenen und vertrauensvollen Art der Brüder oder an den berühmten Gesängen - kurze Bibeltexte mit eingängigen Melodien - oder der Art und Weise, wie das Leben in Taizé abläuft.
Das Leben ist einfach, die Verpflegung schlicht. Man schläft in Schlafsäcken in Gemeinschaftsbaracken oder Zelten. Nur die über 30jährigen werden in den wenigen Gästehäusern untergebracht. Steckdosen für das Aufladen von Handys gibt es nur vereinzelt. Meistens sind diese außerhalb der Baracken zu finden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich dort in der Freizeit viele Jugendliche aufhalten und während des Aufladens der Akkus miteinander ins Gespräch kommen. Dies macht Taizé eben auch aus: andere Menschen kennen zu lernen, neue Freundschaften zu schließen, miteinander zu beten und zu singen, für Essen anzustehen und Gemeinschaftsdienste wie das Putzen der Waschräume zu verrichten.
Mich begeistert Frère Roger (1915-2005). Er traute der Jugend sehr viel zu. Wenn sie von etwas begeistert sind können sie die Welt zum Besseren verändern. Er sah die Not der Menschen und half- ganz konkret, vor Ort. Neben der Hinwendung zu den Jugendlichen war Roger die gelebte Ökumene immer wichtig. Er bezeichnete die Spaltung der Christenheit als Skandal und forderte das aktive Leben des Glaubens – unabhängig von der Konfession.
Vielleicht kann Frère Roger uns allen etwas mehr zum Vorbild werden, wenn wir mal wieder über „die Jugendlichen“ schimpfen oder uns im Klein-Klein des Alltags verheddern.







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