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Andacht- und Predigt Archiv

Sich dem Nichtstun hingeben?

Veröffentlicht am Fr, 09.08.2013
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Dieser Sommer hat es in sich. Da wird geschwitzt und mitunter gestöhnt, da freut man sich über jegliche Abkühlung. Eigentlich sehr schön, so einen südländisch geprägten Sommer  zu erleben. Selbst wenn die Temperaturen der Nächte dazu führen, dass der Schlaf ein wenig getrübt ist. Die Wärme hinterlässt ihre Spuren im Körper und im Geist. Viele fühlen sich ermattet, verspüren weniger Energie in sich, als sie es von sich gewohnt sind. Dieses Wetter passt so richtig zum Sommerloch: Wenig los, viele sind verreist, nichts, was einen in Bewegung bringt. Zum Glück fängt heute wieder die Bundesliga an. Ein großes Bedürfnis ist aufgrund der klimatischen Begebenheiten da, sich einfach nur auszuruhen, oder neudeutsch gesagt einfach mal nur zu chillen. 
Vielleicht ist das ein sehr erfrischender Gedanke, der zu diesem Wetter passt: sich dem Nichtstun zu verschreiben. Ein verlockender Gedanke, der aber sicher in der Umsetzung eine große Herausforderung ist. Wer von uns würde sich dem Nichtstun einfach so hingeben? Es hat in unserem schaffigen Land ein ziemliches Geschmäckle, wenn einer vom Nichtstun redet oder es sogar tut. Denn es wird in unserer Gesellschaft ständig von der Produktivität gesprochen. Da muss es ständig vorwärts- und aufwärtsgehen. Es muss bei allen Dingen etwas herauskommen. Es muss sich lohnen und meist meint man damit, es muss sich in Euro und Cent rechnen.    
Gott hat ein anderes Geschmäckle in diese Welt gebracht. Er hat es vorgelebt:  Ausruhen und einfach mal alles liegen lassen, das ist für Gott die Sabbatruhe, die er schon bei der Schöpfung eingeführt hat. Produktivität und Kreativität kann nur gelingen, wenn klare Pausen, wenn ein deutliches Bekenntnis zum Faulenzerdasein gelebt werden. Sich ausklinken aus dem ständigen zielorientierten Arbeiten. „Pausen sind nicht nichts, sind kein zeitliches Refugium für Faulenzer und Drückeberger“, mahnt der »Zeitforscher« Karlheinz A. Geißler. Pausen seien vielmehr der »Humus für Gelegenheiten, die es sonst nicht gäbe, für wichtige Erfahrungen und einmalige Erlebnisse«. Geißler meint: „Pausen sind Leuchttürme des Daseins, die den Aktiven den Weg weisen und sie bewahren, an den Untiefen ihres Tuns zu scheitern.“ Biologen hätten herausgefunden, dass Innehalten und Nichtstun die Aktivität der Gehirnwellen verlangsamt, den Blutdruck senkt, die Durchblutung fördert, den Energiehaushalt des Körpers verbessert.
Sich dem Nichtstun zu verschreiben. Ein schöner Gedanke, der nicht nur an heißen Tagen dem Leben dient.

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