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Andacht- und Predigt Archiv

Schnapsidee Schnapszahl

Veröffentlicht am Fr, 07.08.2015
von Hans-Martin Brombach
Pastor / Evang. Method. Kirche, Sonstige Dienste

Die Magie solcher Schnapszahlen lockt viele Heiratswillige, da ein Zauber auf ihnen zu liegen scheint, und sie verbinden damit die Hoffnung auf eine segensgleiche Glücksgarantie. Böse Zungen behaupten, dass diese Daten so beliebt sind, damit sich die Ehemänner den Hochzeitstag besser merken können.

Beliebte Hochzeitskirchen und Fest-Locations sollte man für ein solches Datum früh buchen, wenn man eine Chance haben will. Und zum vermeintlich perfekten Termin gehört für viele Paare dann auch die perfekte und oft sehr kostenaufwendige Inszenierung des Tages. Solche Datums- und Inszenierungsperfektionisten können dazu neigen, ihre Glückserwartungen an eine übergeordnete Instanz abzugeben, anstatt die eigenen inneren Stärken einzusetzen und die Liebe zu pflegen.

Statistisch gesehen scheint das Heiraten an einem Schnapszahl-Datum eine echte Schnapsidee zu sein. Wenn die oberflächliche Ästhetik der Zahlen wichtiger wird als die innere Überzeugung des Paares, sieht es düster aus für die Haltbarkeit einer Ehe. Psychologen haben festgestellt: 'Es gibt ein deutlich höheres Scheidungsrisiko bei Schnapszahl-Hochzeiten. Viele lassen sich durch ein solches Datum zu einer Hochzeit verleiten, obwohl sie noch nicht so weit sind - vor allem Paare, die ihre Beziehung gern nach außen demonstrieren.'

Haben da die Zahlen versagt, von denen man sich doch so viel erhofft und mit denen man eventuell sogar Erwartungen an höhere Mächte verbunden hatte? Wer sich jedoch bewusst macht, dass Zahlensysteme willkürliche und von Menschen erfundene Strukturen sind, sollte sich nicht auf diese verlassen, weil man sonst verlassen ist.

Die Sehnsucht nach der Anbindung an eine höhere Macht bei einem solchen besonderen Punkt im Leben, verbunden mit der Hoffnung, dass diese begleitend in guten und schlechten Tagen zur Seite steht, ist sehr verständlich und auch mir wichtig. Aber statt auf nüchterne Schnapszahlen zu setzen, setze ich lieber auf den Segen, der mir im Namen Gottes zu Beginn eines neuen Lebensabschnittes oder einer anderen Situation mitten im Alltag zugesprochen wird - egal an welchem Datum. Er gibt mir keine Garantie, aber eine tragende Grundlage für meinen Weg. Und diesen Segen wünsche ich allen Paaren, die sich in diesen Tagen und Wochen das von Liebe getragene Ja-Wort geben.

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