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Andacht- und Predigt Archiv

Palmesel als Friedenssymbol

Veröffentlicht am Fr, 27.03.2015

Gut erinnere ich mich an meine Kindheit; besonders an einen für Kinder netten Brauch an Palmsonntag. Wer als letzter der Familie am Sonntag vor Ostern aus dem Bett gekommen ist, wurde von den anderen Familienmitgliedern als Palmesel verspottet. Zurück geht dieser Spott auf die Palmsonntagsprozessionen in früherer Zeit. Ein Umzug durchs Dorf, manchmal mit dem Dorfpfarrer reitend auf einem Esel, wurde begleitet von den Dorfbewohnern, die Weidenzweige, schwäbisch: Palmkätzchenzweige, in der Hand hielten und eifrig mit ihnen zur Begrüßung des Eselreiters wedelten. Der oft störrische Esel wurde schon im Mittelalter durch einen Esel aus Holz auf Rollen ersetzt. Wie im historischen Vorbild saß eine hölzerne Christusfigur auf dem (Palm-) Esel. Aufgrund der Sturheit des Esels trieb man auch allerlei Spott mit Menschen, die sich auffällig verhielten und zum Beispiel mit abgetragener Kleidung oder zu spät zum Gottesdienst kamen. Ein Rest dieser früheren Spötteleien ist das Auslachen des letzten Familienmitgliedes, das es am Palmsonntag schafft aufzustehen.
Letztlich geht das alles zurück auf den Einzug Jesu in Jerusalem, der in allen Kirchen eine Woche vor Ostern gefeiert wird, eben an Palmsonntag. Gemäß einer Prophezeiung aus dem Alten Testament, bei der ein Friedenskönig versprochen wird, der auf einem Esel reitet, zieht Jesus in Jerusalem ein. Die Menschen huldigen ihm und rufen ihm zu: Gelobt sei, der kommt im Namen Gottes, des Herrn. 
Der Esel als Reittier ist ein starkes Symbol. Er eignet sich nicht für die Kriegsführung. Esel sind stur. Deswegen werden auch Menschen, die sich nichts sagen lassen wollen, als Esel bezeichnet. Dabei tut man dem Esel unrecht. Wittert er Gefahr, dann folgt er seinem Instinkt und nicht mehr seinem Reiter. Der Überlebenswille des Esels ist stärker als der Wille seinem Herrn zu gehorchen. Insofern ist der Esel weise und nicht dumm. Aber er ist eben auch nur bedingt als Reittier zu gebrauchen. Da Jesus nun auf einem Esel reitet und sich zujubeln lässt, setzt er ein Signal für Frieden und nicht für Kampf. Er setzt ein Signal gegen Macht und Zwang. Er setzt ein Signal für Freiwilligkeit. Er will nicht, dass die Menschen gehorchen. Er will, dass sie ihm freiwillig aus innerer Überzeugung folgen. Er will nicht Gehorsam, sondern Glauben.
Das deckt sich mit dem, was wir an anderer Stelle aus dem Neuen Testament über Jesus erfahren. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Mächtigen dieser Erde herrschen mit Macht und Gewalt. So soll es bei euch nicht sein. Wer von euch groß sein will, der sei aller anderer Diener. So sagt es Jesus in Markus 10, 43 und 44. Dieser Haltung ist Jesus bis in die letzte Konsequenz treu geblieben. Als er verhaftet wird, bittet er seinen Freund, Petrus, der ihn mit dem Schwert verteidigen will, die Waffe wegzustecken. Widerstandslos lässt er sich verhaften.
Übrigens: Wenn Sie es vermeiden wollen am Sonntag Palmesel zu werden, sollten Sie nicht vergessen am Samstag Ihre Uhr eine Stunde nach vorne zu stellen. Ab Palmsonntag gilt in diesem Jahr die Sommerzeit.

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