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Andacht- und Predigt Archiv

Nikolaus-Nachlese

Veröffentlicht am Mi, 10.12.2014
von Hans-Jürgen Winkler
Gemeindereferent / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

Meiner war weiß. Meiner war rot. Meiner war grün. So die Unterhaltung von Kindergartenkindern am vergangenen Montag morgen auf dem Weg zum Kindergarten. Die Kinder haben sich darüber ausgetauscht, wo und wie  sie den Nikolaus am Wochenende erlebt haben. Auf meine Nachfrage  wird deutlich: Eines der Mädchen war in der Kinderkirche und hat dort einen weiß gekleideten Bischof Nikolaus mit Mitra (Bischofsmütze) und Hirtenstab erlebt. Die anderen beiden Kinder waren auf einem Weihnachtsmarkt in der Umgebung und haben dort einen rotgewandeten Weihnachtsmann (wie aus der Coca-Cola Werbung weltweit bekannt)  und einen grüngewandeten Weihnachtsmann (selbes Outfit wie der rote Weihnachtsmann nur in diesem Fall in den Farben des Energieversorgers der Stadt) entdeckt. Den Kindern war‘s egal, wer ihnen da entgegentritt, sie haben sich über die Präsente gefreut.
Mir als Religionspädagoge und langjährig selbst im Nikolausbesuchsdienst Tätiger habe so meine Schwierigkeiten mit der roten und grünen „Nikolaus-Version“ als Marketing-Gag. Wie mühsam und aufwendig ist es z.B. Grundschulkindern den Unterschied zwischen Weihnachtsmann und Nikolaus zu vermitteln. Ich denke: Wenn Nikolaus drauf steht, muss auch Nikolaus drin sein. Am 6. Dezember, dem Namenstag des Heiligen Bischof Nikolaus, gedenken wir eines Mannes, der ganz real im 4. Jahrhundert in der Stadt Myra (heute heißt die Stadt Demre und liegt in der Türkei am Mittelmeer) gelebt hat. Dass dieser Mensch als Heiliger verehrt wird, liegt daran, dass er ein „Gottesfreund“ war. Diese Freundschaft hat sein Leben geprägt. Und wenn man auch historisch wenig über diesen Bischof sagen kann, so wird in den überlieferten Legenden, wie z.B. dem Kornwunder in Hungersnot oder der Hilfe für drei arme Mädchen, sein Einsatz für die Menschen und besonders für die Kinder deutlich. Durch sein Leben und Handeln wird die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar.
Ob die Träger der verschiedenen Kostüme wissen, für wen oder was sie da stehen?
Aber es gibt ja auch gelungene Beispiele. Gefreut habe ich mich z.B. über ein Bild in dieser Zeitung von der Weihnachtsfeier für Asylbewerber und Flüchtlinge am vergangenen Samstag. Ein Mann im bischöflichen Gewand kniet neben einem Mädchen und begibt sich so auf Augenhöhe mit dem Kind. Daran hätte meines Erachtens auch der historische Nikolaus seine Freude gehabt, als besonderer Freund und Fürsprecher der Kinder.

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