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Andacht- und Predigt Archiv

Missionieren?

Veröffentlicht am Fr, 25.10.2013
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

In der katholischen Kirche wird am kommenden Sonntag, dem ersten Tag der Woche, der Sonntag der Weltmission gefeiert. Das Wort „Mission“ ist bei uns in Deutschland nahezu nur noch negativ besetzt. Es erinnert an Zeiten, in denen die Kirchen, oft begleitet mit Waffengewalt das Christentum verbreiteten. Ohne jetzt über vergangenen Zeiten urteilen zu wollen, gilt es heute dieses Wort aus seiner Negativgeschichte zu befreien. Gelingt dies nicht, darf es auch nicht mehr verwendet werden.Zunächst heißt dieses Wort nichts anderes als: gesandt werden oder gesandt sein und es erinnert an die Bitte Jesu: Geht in alle Welt und kündet die befreiende Botschaft von einem Gott, der das Leben aller Menschen will und dieses in Fülle für Alle. Der Befreiungsvorgang, der in Jesus begann, soll weitergehen.  Mit diesem Auftrag Jesu ist eigentlich nicht die Verbreitung einer bestimmten Religion gemeint, sondern das Einstehen für eine bestimmte Lebenshaltung, einer Lebenshaltung, die in allen Menschen einen Sohn oder ein Tochter Gottes sieht und diese Würde feiert, fördert und dafür einsteht, dass niemandem dieser Würde beraubt wird. Eine gewaltige Herausforderung.Diese Linie war nicht nur eine theoretische Herausforderung, sondern wurde von Anfang an geschichtlich konkret umgesetzt. Die ersten Christen versuchten ein Gemeindemodell umzusetzen, das Hierarchien, sexistischer wie wirtschaftlicher  Natur hinterfragte und Keimzelle für eine andere Gesellschaft wurde. Diese Linie setzte sich in der Befreiungstheologie, wie den daraus erwachsenden Basisgemeinden fort. Diktatoren wurden und werden  als solche benannt und konnten nicht mit der Unterstützung der Christen rechnen. Viele Christen riskierten dabei  im Gefolge Jesu ihr Leben.Heute wird diese Aufarbeitung der Geschichte, diese Spiritualität des Weges der Kirche für uns Christen und Christinnen in Europa gefährlich. Das Leben auf großem Fuße, nicht nur in Limburg, wird auf einmal wieder von der Armut Jesu hinterfragt, genauso wie von einem Papst, der eben aus der Spiritualität dieser anderen Kirche kommt. Der Begriff Weltmission hat sich geographisch gewendet. Uns in Europa steht eine Missionierung bevor, die nicht mehr von Waffengewalt begleitet sein wird, sondern vom Geist des Evangeliums. Dies wird nicht nur spannend werden, sondern auch die Strukturen unserer Kirche wesentlich verändern.Das Wort: Weltmission hat jedoch in unserer Zeit eine viel gefährlichere Wendung genommen. Es sind nicht mehr die Kirchen, die weltweit missionieren. Es sind die westlichen Staaten, die ihre Art zu wirtschaften weltweit durchsetzen. Die einzige Macht die zurzeit weltweit effektiv missioniert, ist das Geld und die Entfremdung, die die Macht des Geldes bewirkt. Dazu sind alle Mittel von  Bestechung über  Werbung bis zu Kriegen willkommen. Zu diesem Zwecke werden auch Sonntage bei uns entfremdet (verkaufsoffener Sonntag – welch pervertierende Verfremdung), werden Entscheidungen getroffen, die allein dem Geldwert entsprechen.

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