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Andacht- und Predigt Archiv

Menschine

Veröffentlicht am Fr, 15.02.2019

 Alles drehte sich um die Frage: Wen kann ich unterwerfen? Wie primitiv.
Was für ein Glück, dass wir in einer aufgeklärten Gegenwart leben. Unterwerfungsfantasien wie damals sind für immer vorbei und Vergangenheit. Wirklich? „Human Enhancement“ (dt. Verbesserung des Menschen) nennt man derzeit die unterschiedlichsten Versuche, den ältesten und widerborstigsten Gegner des Menschen ein für alle Mal zu unterwerfen: Den menschlichen Körper.
Und: Wäre das nicht schön? Wenn unser Körper uns nicht mehr mit all seinem Eigensinn und seinen Sperenzchen auf die Nerven ginge? Und wir versuchen es doch auch schon seit langem mit Diät und Training: Fit werden, und schön und leistungsstark! Seit ein paar Jahren ist klar: Computer, Wissen über das Gehirn, Gen- und Nano-Technik machen uns unglaublich mächtig in diesem Kampf. Im Kern geht es nicht um Therapie, sondern darum, körperliche Schwäche am besten ganz auszuschalten. Manche sehen bereits die Höhergeburt des Menschen im Labor am Horizont und träumen vom Menschen als Menschine.
Aber der Weg zum Traum wird zum Trauma. Denn wir können mit Hilfe der Technik aus dem Menschen ein einziges Werkzeug machen, eine gut geölte Maschine. Aber wofür? Um nach dem Marathon den Ultrathon zu schaffen, noch länger zu feiern, noch härter zu arbeiten, noch besser zu verdienen und noch intensiver zu genießen. Es ist der verzweifelte Versuch, das eigene Glück selbst herzustellen – als wäre unsere Seele eine Maschine, die bei perfekter Einstellung perfektes Glück ausspuckt. Als wäre Schule, Arbeit, Freizeit und Partnerschaft ein Wettkampf: Gewinne! Koste es, was es wolle.
Ich bin gewiss, dass niemand in diesem Gerangel sein Glück findet. Denn wir sind letztlich nicht dazu bestimmt, zu funktionieren. Sondern dazu, Gott zuzuschauen und ihn zu lieben. Gott träumt nicht unsere Unterwerfungs-Träume von der Maschine Mensch, die sich selbst genug ist. Gott träumt von einem Reich, in dem er uns das Glück schenkt. Und dieser Traum wird wahr werden.

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