„Hören und Sehen“

Veröffentlicht am Fr, 04.11.2016

Geister werden gerufen für das eigene Wohlergehen, das Leben der einfachen Leute, wie das des jungen Köhlers Peter Munk ist hart -irgendwie passt das alles zur teils düsteren Stimmung des Nordschwarzwaldes (auf jeder Wanderung gut und wohlig zu erspüren). Und es geht darum, was ein gutes Leben ist und deshalb geht es natürlich auch um Geld und Ansehen und darum wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Peter geht so weit in seinem Streben nach Anerkennung, dass er sein Herz gegen Geld verkauft, was ihm bleibt ist ein Stein in der Brust, der alle Empfindungen in ihm abtötet – so kann er zwar problemlos sein Geld weiter vermehren, aber allen Freuden und allem Schmerz gegenüber wird er kalt.
Der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa sieht in der Resonanz, also dem Mitschwingen mit sich selbst und seinen Mitmenschen, dem Teilen von Freud und Leid, dem sich einlassen auf und einbringen in die Gesellschaft das Kriterium für ein gelingendes Leben. Alles was uns hart und kalt und unempfindlich macht, alle Strukturen und Ideologien und Anschauungen, auch religiöse, die uns verschließen für die Lebensklänge unserer Mitmenschen, blockieren und (zer)stören dagegen Lebensglück.
Mir gefällt, das viele biblischen Geschichten, auch Mahnungen und selbst Aufforderungen mit „Und siehe“ oder „höre“ beginnen. Hören und Sehen gehen allem voraus: Wir sollen ins Mitschwingen, in Resonanz geraten, selbst hinhören und genau hinsehen, nur so können wir angemessen erkennen und zukunftsfähige Entscheidungen treffen und nur so beginnt auch unser Herz zu hören und zu sehen, zu vibrieren, wenn es nicht aus Stein ist. Das betrifft alle Lebensbereiche, unsere Partnerschaften und die Familien, das Leben in unserer Stadt, aber auch in unserem Land und auch globale Entscheidungen brauchen dieses mitschwingende Hören und Sehen.
Hören und Sehen und ein mitschwingendes Herz sind eine Haltung für das Leben und eine Entgegnung an alle die wollen, dass uns Hören und Sehen vergehen.