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Andacht- und Predigt Archiv

HELD

Veröffentlicht am Fr, 26.07.2019
von Sabine Hering

In der Stadt Ropschitz, so erzählt eine jüdische Geschichte, pflegten die Reichen, deren Häuser einsam oder am Ende des Ortes lagen, Leute anzustellen, die nachts über ihren Besitz wachen sollten.
Als Rabbi Naftali eines Abends spät am Rande des Stadtwaldes spazieren ging, begegnete er solch einem Wächter.
„Für wen gehst du?“ fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte jedoch die Gegenfrage hinzu: „Und für wen geht Ihr, Rabbi?“
Diese Frage traf den Rabbi wie ein Pfeil. „Noch gehe ich für niemand“, brachte er mühsam hervor. Dann ging er lange und schweigend neben dem Wächter her. Schließlich fragte er ihn: „Willst du mein Diener werden?“ – „Das will ich gern“, antwortete jener, „aber was habe ich zu tun?“ „Mich zu erinnern“, sagte Rabbi Naftali.

Für wen gehst du? Im Nachklang zu meiner anfangs erwähnten Begegnung mit dem Paar wird mir deutlich, dass diese beiden mir fremden Menschen, mit ihrer freundlichen Ausstrahlung ihrer Überzeugung, ihrem Glauben ihr Gesicht gegeben haben. Sie stehen in diesem Moment als ganze Person dafür ein. Das bleibt bei mir hängen und beeindruckt mich.
Für wen gehst du?
Diese Frage stelle ich mir im beruflichen wie im privaten Bereich immer mal wieder.
Diese Frage hat viele Facetten und kann zum Beispiel heißen: Wem fühle ich mich verbunden, verpflichtet? Für wen habe ich mich entschieden? Für wen setze ich Zeit, Kraft, Ideen, Fleiß und Mühe ein? Welche Aufgaben erfüllen mich? Was ist die Überschrift, meine Leitlinie für mein Tun und Handeln?
In meinem Leben leiten mich die Worte: „damit Leben gelingt.“ Ich möchte, dass mein Leben und das der mir anvertrauten Mitmenschen im dienstlichen wie im privaten Umfeld gelingen möge und ich will mich mit meinen Möglichkeiten dafür einsetzen. Und dann ist da noch mein Glaube an einen letztmächtigen Gott, in dessen Händen ich im Letzten in allen Höhen und Tiefen meines Leben gehalten bin.
Und für wen gehst du?

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