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Haus der Weisheit

Veröffentlicht am Mo, 18.08.2014

Ein brutaler Milizenführer namens Abu Bakr al-Baghdadi hat sich den Titel „Kalif“ gegeben. Er beansprucht damit, Anführer und oberster Richter aller Muslime zu sein. Das Wort „Kalif“ bedeutet „Nachfolger“ oder „Stellvertreter“. Im Koran tragen Adam und König David diesen Titel. Der erste islamische Kalif Abd al-Malik und seine Nachfolger bis 1919 sahen sich als Nachfolger Mohammeds. Einige von ihnen hatten tatsächlich Autorität und Ansehen in der gesamten islamischen Welt. Einer von ihnen war Al Ma'mun, Kalif von Bagdad. Er gründete 825 in Bagdad das „Haus der Weisheit“. Dort arbeiteten 90 muslimische, christliche, jüdische und sabäische Gelehrte an der Übersetzung antiker Schriften ins Arabische, darunter Werke von Aristoteles, Euklid, Hippokrates und Archimedes. Diese Schriften bekamen sie teilweise vom Patriarchen in Konstantinopel zur Verfügung gestellt. Vor allem aber konnten sie auf Bestände der ostsyrischen Kirche zurückgreifen, die in Bagdad ihr Patriarchat hatte. Der christliche Patriarch war für den Kalifen Repräsentant aller christlicher Kirchen in seinem Machtbereich. Der Kalif duldete in zwar seinem Reich keine christliche Mission, arbeitete aber mit Christen zusammen. Die Folge war eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit.
Für mich ist das „Haus der Weisheit“ Beispiel dafür, wie Vertreter jener Religionen, die heute im Orient heillos verfeindet sind, gemeinsam zum Wohl der Menschen und zum Verständnis der Natur arbeiten könnten. Und die Beispiele christlich-islamischer Zusammenarbeit in unsrer Stadt, wie das christlich-islamische Frauenfrühstück, enthalten mehr Weisheit als alle scheinbar religiösen Rechtfertigungen von Gewalt.

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