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Andacht- und Predigt Archiv

Grenzen der Verachtung überschreiten

Veröffentlicht am Fr, 06.05.2016

Beide glaubten sie an den Gott Abrahams und Saras, Isaaks, Rebekkas und Jakobs. Nur über die Auslegung der Offenbarung an diese Frauen und Männer der Vorzeit waren sie in Streit geraten. Der Streit ging so weit, dass es einem Juden verboten war mit einem Samariter zu reden.
Auf seinem Weg von Jerusalem in seine Heimatstadt, Nazareth, in Galiläa kommt Jesus nun durch die Gebiete der Samariter. An einem heißen Tag steht Jesus durstig an einem Brunnen. Doch ihm fehlt ein Schöpfgerät, so dass Jesus seinen Durst nicht löschen kann. Eine samaritanische Frau kommt um Wasser zu holen. Jesus spricht sie an.
Damit bricht Jesus gleich zwei Mal ein Tabu. „Du bist ein Jude und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich da ansprechen?“ Jesus lenkt das Gespräch in eine andere Richtung. So selbstverständlich scheint es für Jesus zu sein, dass er mit jedem Menschen sprechen kann, ganz gleich welche Regeln gesellschaftliche Konventionen vorgeben. Das erste Tabu, das Jesus bricht, ist: Als Jude spricht er mit einem Menschen aus Samaria. Das zweite Tabu: Als Mann spricht er mit einer fremden Frau. Das war ungehörig und unzüchtig, so wie wir das heutzutage nur noch aus manchen orientalischen Gesellschaften kennen.
Für mich wird in dieser kleinen Geschichte ein wichtiger Teil der Botschaft von Jesus sichtbar: Kein Mensch und keine Kultur ist zu verachten. Jesus nimmt die Frau aus Samaria an. Er nimmt sie ernst als Gesprächspartner. Auf unsere heutige Welt bezogen heißt das: Wer Flüchtlinge oder Menschen mit Migrationshintergrund versucht auszugrenzen, kann sich niemals auf Jesus oder auf das Christentum berufen.
Vielmehr wird er dem entgegentreten und Widerstand leisten, der, ganz gleich aus welcher Kultur er kommt, andere verachtet, herabstuft oder seine eigen Position als etwas Besseres darstellt.
Ja, und die Frauen. In der männerdominierten, frauenverachtenden Gesellschaft seiner Zeit setzt Jesus ein Zeichen: Nicht nur, dass er mit dieser Frau aus Samaria spricht. Jesus hat sie wohl zu seiner Jüngerin berufen. Jedenfalls endet die Geschichte so, dass diese Frau in ihrem Heimatdorf den Glauben an Jesus verkündigt hat.


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