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Andacht- und Predigt Archiv

Forschung und Religion

Veröffentlicht am Do, 30.01.2014

Es ist sehr bemerkenswert, dass die Europäer eine Raumsonde auf den Weg geschickt haben, die einen Kometen aus der Nähe untersuchen und einen Roboter auf ihm landen lassen soll. Bemerkenswert ist auch die Namensgebung „Rosetta“, nach dem Stein von Rosetta, der es Champollion 1822 ermöglichte die altägyptischen Hieroglyphen zu lesen und zu verstehen. Bis dahin galten sie als nicht entzifferbar. Die Raumforscher wollen wohl vermitteln, dass mit der Sonde Rosetta in der Weltraumforschung ein ähnlicher Quantensprung möglich ist, wie es einst Champollion in der Altertumsforschung gelang.
Auf welche Fragen soll nun eine Antwort gefunden werden? Der chemische und physikalische Aufbau von Kometen wird erkundet werden. Vielleicht ermöglicht diese Grundlagenforschung, dass eines fernen Tages gar seltene und deswegen teure chemische Elemente im Weltraum abgebaut werden können. Vielleicht wird es Forschungsergebnisse und technische Anwendungen geben, von denen wir heute noch gar nichts wissen. Also warum nicht Grundlagenforschung auch an Kometen betreiben?
Auch als Werbung für europäisches Können und europäische Technologie mag die Entsendung der Rosetta-Sonde gute Dienste leisten, zumal die Landung eines Roboters auf einem Kometen wegen dessen langgezogener Bahn um die Sonne schwieriger sein dürfte, als etwa auf dem Mars oder dem Mond, was andere Raumfahrtnationen längst vorgemacht haben. Ich gebe zu, dass ich ein wenig stolz bin auf diese europäische Ingenieurskunst. Rosetta wurde übrigens in Friedrichshafen gebaut.
Eine Zielsetzung der Rosetta-Mission lässt allerdings aufhorchen. Man erwartet sich nämlich Antworten auf die Frage nach den Ursprung des Lebens. Eine Theorie der Lebensentstehung besagt, dass die biologischen Bausteine aller lebenden Wesen, das Eiweiß, die Aminosäuren durch Kometeneinschläge auf die Erde gekommen seien. Deswegen wird Rosetta auch nach diesen Lebensbausteinen suchen. Woher kommt das Leben, woher kommen wir? Finden wir darauf tatsächlich befriedigende Antworten durch die Kometenforschung? Sind das nicht eher religiöse Fragen? Kann Naturwissenschaft überhaupt Antworten auf diese Fragen finden? Der Sinn der eigenen Existenz lässt sich jedenfalls nicht im Weltraum erkunden. Dazu braucht es dann doch die Religion.
Trotzdem ist es höchst interessant, welche Erkenntnisse Rosetta liefern wird. Man darf den Forschern alles Gute wünschen.

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