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Andacht- und Predigt Archiv

Ethik gegen die Beleliebigkeit

Veröffentlicht am Fr, 06.09.2013
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

Viele von uns sind noch im Urlaub in irgendeinem Land der Erde, aber auch umgekehrt machen viele Urlaub in Deutschland. Vor allem aus China wurden viele Urlauber in Deutschland dieses Jahr gezählt. Aus China hört man zurzeit die unterschiedlichsten Mutmaßungen. Wird die Wirtschaft des Landes weiter boomen oder wird das System in sich wie die frühere Sowjetunion zusammenbrechen.Die Kultur Chinas ist ohne Konfuzius nicht zu verstehen. Oft wundert man sich über die Disziplin, die sowohl in China wie in Japan herrscht und immer wieder stößt man bei der Suche nach den Hintergründen auf die Philosophie des Konfuzius. Selbst Mao versuchte sich mit dieser Philosophie zu versöhnen. Die Zeit des Konfuzius (551 – 479 v. Chr.) war geprägt von einer Entdeckung der eigenen Subjektivität  gepaart mit einem aufkommenden Egoismus. Konfuzius drückte dies so aus: „Wer ein Pferd besaß, ließ auch andere reiten. Heute findet man Derartiges nicht mehr.“ Dagegen setzte nun Konfuzius das Bild des „Edlen“ Menschen. Der „Edle“ überwindet im Kultivieren des Subjekts seine Egozentrik, bejaht dabei sein „Ich“ und dient der Gemeinschaft. Der „Edle“ sucht den Überblick und verliert sich nicht in Kleinigkeiten. Er richtet sich danach, was er als seine Pflicht erkennt. Allem voran übt er sich im  „Menschlichsein“ als einer Verschmelzung von Erwerb von Kenntnissen, deren praktischer Anwendung und der eignen sittlichen Besserung. Der „Edle“ begreift sich als ein Lernender bis an sein Lebensende. Konfuzius: „Bin ich mit drei Menschen zusammen, finde ich sicher einen Lehrer. Gutes suche ich und folge ihm; Schlechtes mach ich besser.“ Fehler dienen Konfuzius  zur Entdeckung der eigenen Fehler: „Eigene Fehler begehen und sich nicht bessern, erst das ist echtes Fehlen. Wer sich am Lob freut, ohne es als Ansporn zu nehmen, wer dem Tadel zustimmt, ohne sich zu bessern, was soll ich mit dem?“Täglich prüft sich ein Anhänger des Konfuzius mit drei Anfragen: „War ich aufrichtig zu anderen? Stand ich Freunden gegenüber zu meinem Wort? Setzte ich Gelerntes um?“ Der rechte Weg  (das Dao) ist für ihn ein Selbstzweck. „Wer am frühen Morgen den rechten Weg fand, dessen Tod am Abend wäre nicht tragisch.“ Der „Edle“ stellt sich nie in den Vordergrund. „Mich macht nicht traurig, kennen mich die Menschen nicht. Mich macht traurig, wenn ich die Menschen nicht kenne.“ Der Edle ist nie anmaßend ohne dabei seinen eigenen Wert zu mindern. „Wer den rechten Weg kennt, dem gleichen unter ungerechten Bedingungen erworbene  Reichtümer und Ehren flüchtigen Wolken. Er kann mit einfachster Nahrung, nur Wasser zum trinken und dem gebeugten Arm als Kissen glücklich sein.“ Dem „Edlen“ bleibt auf der Suche nach dem Menschlichsein nichts Menschliches fremd. „Gewahrsein dessen, was man weiß, und dessen, was man nicht weiß, das ist Wissen. Besser, man will etwas nicht wissen, als man setzt das Bewusste nicht um.“Dies sind einige wenige Punkte der Ethik des Konfuzius. In unserer teilweise moralischen Beliebigkeit täte uns eine Bindung an solch menschlich soziale religiöse Pflichten nur gut.

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