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Andacht- und Predigt Archiv

Endlich Stille!

Veröffentlicht am Fr, 21.11.2014

Endlich Stille. Für einen kurzen Moment keimt die Hoffnung in mir auf, dass jemand am anderen Ende abgehoben hat. Und dann beginnt die Melodie von vorne, unbarmherzig immer wieder die gleiche Tonabfolge…Ich hänge schon eine gefühlte Ewigkeit in der Telefonschleife fest und will doch nur, dass mein Internet funktioniert. Fünf Minuten später, nach dem meditativen Betrachten des sich endlos drehenden und drehenden Punktes im kleinen grauen Kreis auf dem Bildschirm meines Computers, wo eigentlich ein grünes Häkchen sein sollte, die nächste nette Frauenstimme. Den Dialekten nach zu urteilen werde ich einmal quer durchs Land geschaltet. Die Uhr tickt, ich bin schon längst zu spät, doch ich will jetzt und sofort, dass das Internet wie versprochen funktioniert. Auch diese Frau gibt nach einer Weile auf, mir Dinge zu erklären, die mir wenig weiter helfen, und erneut erklingt die altbekannte Melodie der Warteschleife. Meine Nerven liegen so langsam blank – eigentlich war der Nachmittag ganz anders geplant. Endlich wird am anderen Ende abgehoben und diesmal ist es eine tiefe Männerstimme, die so gut wie alles relativiert, was zuvor gesagt worden ist. Und mich auf morgen vertröstet. Mein Ohr fühlt sich unangenehm warm an von der Stunde Beschallung. Meine Gedanken beginnen sich dem Punkt im grauen Kreis, der immer noch geduldig seine Runden zieht, anzupassen und kreisen nur um das Eine: Ich will jetzt sofort Internet. Es ist dann doch irgendwie fast befreiend auf das rote Kästchen oben rechts zu klicken und den Punkt zum Verschwinden zu bringen. Probehalber versuche ich es dann doch einmal - und habe Internet. Das verstehe ich nun auch wieder nicht. Da war doch noch gar nichts abgeschlossen, die Installation nicht beendet, das kann eigentlich gar nicht sein. Gedankenverloren rufe ich mein Mailprogramm auf und sehe die Nachrichten. So knapp sie auch sein mögen in diesem Format, sie sind deutlich und rufen einmal wieder in Erinnerung was gerade auf der Welt los ist. Ich schließe alle Fenster, fahre den Computer herunter und lasse das Internet Internet sein. Es gibt andere Dinge im Leben, die wichtiger sind.
Kann nur die harte Konfrontation mit der Wirklichkeit der Menschen an anderen Orten der Welt, die mich auf eine ganz andere Art hilflos und ratlos zurück lässt, das Drehen um bestimmte Probleme auflösen? Mein Wunsch ist es, auch die anderen Stimmen zu hören, die leisen, die darauf aufmerksam machen, dass das Leben im Hier und Jetzt wichtig ist. Unwillkürlich muss ich an Elia denken: Gott war nicht im Tornado, nicht im Erdbeben und auch nicht im Feuer. Sondern im Flüstern eines sanften Windhauchs. 

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