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Andacht- und Predigt Archiv

Einer trage des anderen Last

Veröffentlicht am Fr, 03.01.2014

Die Immobilien in den angrenzenden Straßen würden an Wert verlieren. Gar von einer Ghettoisierung des angrenzenden Stadtviertels ist inzwischen die Rede.Man muss ja froh sein, wenn der Bürger mitdenkt. Im Grundsatz ist es gut, dass Bürger sich nicht alles gefallen lassen, was sich Behörden ausdenken. Trotzdem muss halt auch gesehen werden, dass man solche Unterkünfte dringend braucht. Nicht nur in Stuttgart suchen die Landkreise händeringend nach Quartieren für Menschen, die dem Bürgerkrieg in Syrien entflohen sind, für solche, die bei Konflikten im Südsudan um Leib und Leben fürchteten und sich auf den Weg nach einem besseren Zuhause gemacht haben, um nur Beispiele zu nennen. Wir brauchen solche Unterkünfte.In Kornwestheim ist das mit Händen zu greifen. Im Asylantenwohnheim in der Villeneuvestraße sind alle Gemeinschaftsunterkünfte mit Schlafstellen belegt, weil das Haus für die vielen Menschen viel zu klein ist. Die beiden Kirchen hatten dort eine Hausaufgabenbetreuung eingerichtet, wo sich einmal in der Woche Kinder treffen konnten zum Spielen, aber auch um Hilfe für ihr schulisches Fortkommen zu erfahren. Inzwischen treffen sie sich im Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeindehaus neben der Martinskirche. Das ist etwa einen Kilometer entfernt. Entsprechend weniger Kinder kommen in den Genuss dieser Hilfen. Aber nebenbei: Die Kornwestheimer sind zu loben, da gibt es bisher keine Proteste.Man kann die Konflikte in der Welt, die Flüchtlingsströme erzeugen, nicht wegdemonstrieren. Warum wird dann Einspruch erhoben? Ist es wie bei der Energiewende? Kernkraftwerke, Atomstrom wollen wir nicht mehr haben. Aber die nötigen Windräder sollen gefälligst nicht in meiner direkten Umgebung aufgestellt werden. Die nötigen Stromleitungen sollen nicht über mein Grundstück laufen, sondern über das des Nachbarn. Das dringend notwendige Asylbewerberheim soll eben nicht in meinem Stadtteil ausgewiesen werden, sondern bei den Nachbarn.Hat sich dieser Egoismus auch in der Kirche breit gemacht? Wenn sich die Kirche von Immobilien trennen muss, oder diese wenigsten vermarkten, vermieten muss, um den Haushalt der Gemeinde im Lot zu halten, soll da mein Gemeindehaus betroffen sein oder doch besser eines im anderen Stadtteil?Es wäre gut für das Zusammenleben im neuen Jahr, wenn wir uns solche durchaus schmerzhaften Gedanken zumuten würden und bisweilen überlegten, was der Mann aus Nazareth dazu wohl gesagt hätte, dessen Geburt wir vor ein paar Tagen gefeiert haben.

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