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Andacht- und Predigt Archiv

Das Zentrum vom Rand aus sehen – damit wir klug werden

Veröffentlicht am Fr, 05.06.2015
von Martin Strecker
Diakon, Kreisdiakonieverband Ludwigsburg - Geschäftsstelle - -

Seit zwei Jahren gibt es ein munteres Hin und Her in dieser Partnerschaft. – Rund 30 Gäste aus allen Bereichen des presbyterianischen Kirchenbezirks sind zurzeit zu Besuch. Letztes Jahr konnte ich mit einer kleinen Delegation nach Südkorea reisen. Mich beeindrucken unsere koreanischen Brüder und Schwestern. Sie formulierten zu Beginn der Partnerschaft klar die für sie interessanten Themen und verfolgen einen Austausch dazu konsequent: Die Rolle der deutschen Kirchen im Prozess der deutschen Wiedervereinigung. – Die Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern in Europa. – Die Übernahme von Verantwortung durch die deutschen Kirchen in und für die Gesellschaft in Deutschland (u.a. die diakonische Arbeit).
Unsere Partner aus dem hoch entwickelten Südkorea fliegen viele tausend Kilometer um sich mit uns austauschen zu können, um von uns lernen, um von unseren Erfahrungen profitieren zu können und um unser Verständnis von „Kirche-sein“ zu reflektieren. Sie tun dies mit der Bibel in der Hand und mit weit geöffneten Augen und Ohren, ja umfassend mit wachen Sinnen.
In einem Kirchentagslied heißt es:
„Damit wir klug werden, denken wir mit Herz und Händen;
Damit wir klug werden, fragen wir mit Sinn und mit Verstand;
Damit wir klug werden, wissen wir, es wird doch alles enden;
Damit wir klug werden, sehen wir unser Zentrum mal vom Rand.“
Wie passend also die Losung des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Stuttgart in diesen Tagen: „damit wir klug werden“. – Es geht nicht um ein mehr an Intelligenz oder um eine bessere Bildung. Es geht nicht um eine mess- oder gar prüfbare Menge an Wissen. Die Losung stammt aus dem 90.Psalm und dort geht es um die Klugheit angesichts der Endlichkeit des Lebens. Es geht insofern um wahre Weisheit.
Ich frage mich an welchen Rand wir gehen müssten, um unser Zentrum mal anders sehen zu können: Unsere kleine Welt, unsere Probleme in Deutschland… –  Eine Fährte: Im Psalm ist vom „wir“ die Rede, nicht: „damit ich klug werde“.  Der Psalm weist uns also auf einen gemeinsamen Lernweg. Nicht jeder für sich. Das gilt in der Partnerschaft mit Südkorea, wie für uns innerhalb Deutschlands genauso. Vielleicht wäre das schon mal ein Anfang? Das „wir“ in den Mittelpunkt stellen, nicht jeder für sich.

Martin Strecker, Diakon
Geschäftsführer Kreisdiakonieverband Ludwigsburg

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