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Andacht- und Predigt Archiv

Das Leben aller ist wichtiger als....

Veröffentlicht am Fr, 19.12.2014
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

Vom  27. bis 29. Oktober lud Papst Franziskus die Sprecher von Basisgemeinden aus aller Welt ein. Nachdem er lange zugehört hatte, hielt Franziskus eine Rede, die  mehr als auffallend war. In dieser Rede definiert er Solidarität als eine Weise gemeinschaftlich zu denken und zu handeln, „dass das Leben aller wichtiger ist als die Güterhäufung einiger weniger.“ Solidarität bedeute „die strukturellen Ursachen von Armut und Ungleichheit zu bekämpfen, etwa wenn Arbeitsplätze fehlen,… anständiger Wohnraum nicht zur Verfügung steht …  .Solidarität meint Aufstehen gegen die zerstörerischen Auswirkungen des Imperiums des Geldes.“ Er neidet den Basisgemeindensprechern ihr gut riechendes Parfüm nach Armenvierteln.  Dem Treffen selber unterstellt er das klare Verlangen nach einem guten Leben für alle. Er prangert an, dass Tonnen von Essen weggeworfen werden. Damit wird Hunger zu einem Verbrechen. Ein Dach über dem Kopf, was vielen Menschen fehlt, kann eine gute Gemeinschaft, eine gute Nachbarschaft sein. In den großen Städten boomen die Immobiliengeschäfte und die Einkaufzentren (siehe Stuttgart), in anderen Ländern werden Armensiedlungen niedergewalzt. Das tut weh. Menschen werden oft als Konsumgüter betrachtet. Wenn sie nicht mehr nützen, werden sie weggeworfen. Es gibt Wirtschaftssysteme, die um zu überleben Kriege führen, die ihre Wirtschaftssysteme durch den Verkauf von Waffen sanieren. Das alles ist unerträglich, bilanziert er.
Wir stehen vor Weihnacht. Sind die obigen Worte als Weihnachtbotschaft erträglich? Aber wurde  Jesus nicht in einem Stall geboren, weil die Wohnungsbesitzer für „Leute mit Hartz IV“ keinen Platz hatten? Musste das Dreigespann  Josef, Maria und Jesus nicht nach Ägypten fliehen, weil da ein Imperium seine Macht verteidigen wollte? Gab es da nicht einen ganzen Stab von Schriftgelehrten, die Herodes Hilfe leisteten ohne für die Auswirkungen ihrer Arbeiten gerade stehen zu wollen? Auf der anderen Seite gab es allerdings Hirten, die die Sprache der Engel verstanden und sich auf den Weg machten. Es gab auch Weise, Sterndeuter, die ihre Stuben verliesen, sich auf abenteuerliche Wege machten, um ein kleines Kind zu finden. Und dann waren da noch Maria und Josef, diese unbedeutenden Leute, die, wie alle Armen der Welt ihr Leben in die Hand nahmen, dabei nicht nur einen Überlebensweg fanden, sondern  sogar Weltgeschichte schrieben.  Franziskus war somit gut beraten anstelle der Staatschefs  die Sprecher der Basisgemeinden weltweit einzuladen. Wer wird die künftige Geschichte schreiben, die anonymen Wirtschaftsbosse oder die Menschen des täglichen Lebens? Wer kann das sagen? Eines ist sicher, das Kind, das auch dieses Jahr an Weihnachten geboren wird, ist von Jesse Art, ansonsten ist es kein Weihnachtskind.Pfarrer Franz Nagler

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