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Andacht- und Predigt Archiv

Botschaft Jesu gehört der Welt

Veröffentlicht am Fr, 23.10.2015
von Franz Nagler
Pfarrer / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim

Ite missa est' (Geht, das Mahl ist gefeiert) - so endet die Feier der Eucharistie und verbindet damit den Wunsch, dass das Gefeierte nun gelebt wird. Die Botschaft Jesu gehört nicht der Kirche, sie gehört der Welt.

Die Kirche steht unter dieser Botschaft und ist, wie es das 2. Vatikanum benannt hat, 'Zeichen und Werkzeug' dieser Botschaft. Jesus hat sein Leben und seine Worte nie im engen Kontext seiner Religion verstanden, sondern als befreiende Botschaft und Tat für das Glücken des Menschseins. Das war für ihn so bedeutsam, dass er weder sein Leben absicherte, noch einer Religion dienen wollte. Seine Botschaft siedelte sich im Rahmen des damaligen römischen Reiches an und sprach im Gegensatz zum römischen Reich vom Reiche Gottes, vom Aufbau einer anderen, gottes- und menschenwürdigeren Welt. Dabei setzte er gerade nicht bei den Machthabern an, sondern bei den Ärmsten der Armen und ihrer Befreiung. Seine eigene ärmliche Geburt, geboren aus dem einfachen Mädchen Maria, die Entdeckung seiner Würde als Sohn Gottes, gaben ihm diese Linie vor.

Mission heißt nun nichts anderes als in der Nachfolge Jesu für den Aufbau einer besseren, gerechteren Welt einzutreten, ausgehend von einem Gott, der das Leben in Fülle für alle will, ausgehend von den Armen, von den Letzten, welche die Welt als 'Abfall' betrachtet, wie es die lateinamerikanische Kirche beschreibt. Dieser Ausgangspunkt von den Ärmsten ist insofern unumkehrbar, weil der Gott Jesu sich gerade hier finden lässt. 'Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben?' (Mt 25,35ff.)

Damit wird der Arme zu einem Sakrament, wenn wir Sakramente als Orte der Gottesbegegnung begreifen wollen. Damit ist Mission auch eine friedliche Entmythologisierung verschiedener Götzen, wie einer totalisierenden Marktgesetzlichkeit, wie totalisierender Tyranneien, wie des Mittels des Krieges, um eigene Macht zu sichern, wie überhaupt jeglicher Machtansprüche über Menschen. Nicht der Staat gibt uns unsere Würde und unsere Rechte, wir werden mit Würde und unveräußerlichen Rechten geboren. Das war es, was Jesus gegen die weltlichen wie religiösen Machthaber seiner Zeit nicht nur einklagte, sondern durch seine Botschaft und Heilkraft auch umsetzte. Ein so gelebter Glaube bleibt nicht im Individuellen stecken, sondern schafft auch Kultur, beziehungsweise durchdringt die bestehende Kultur mit Haltungen und Werten, die im Reiche Gottes gründen. Dieser Ansatzpunkt ist im Dialog mit der Welt und anderen Religionen nicht verhandelbar, sondern fruchtbar einzubringen, wie es Jesus zu seiner Zeit mit dem Einsatz seines Lebens getan hat. Der Sonntag der Weltmission will das wieder bewusst werden lassen.

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