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Andacht- und Predigt Archiv

Bin ich wichtig?

Veröffentlicht am Fr, 16.08.2013

Einst arbeitete ich in einem Unternehmen, das mit diesem Spruch  für sich warb: „Unsere Mitarbeiter sind unser größtes Kapital“. Nach einiger Zeit entschied sich der Vorstand für das Unternehmensziel „Maximierung des Gewinns“. Fortan sollten alle Abteilungen kurzfristig gewinnbringende Ergebnisse hervorbringen. „Effizienz“ war angesagt. Das Arbeitstempo wuchs und damit die Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Die Mitarbeitenden einschließlich der „Führungskräfte“ fühlten sich nicht mehr zur Firma gehörig. Sie wurden häufiger krank und arbeiteten weniger sorgfältig. Die Geschäftsergebnisse gingen zurück. Dann folgte eine Phase von „Umstrukturierungen“. Danach war es sinnlos, noch von „Unternehmenskultur“ zu reden. Jeder war sich selbst der Nächste. Ich verließ die Firma. Die Kollegen beglückwünschten mich.
Für mich ist das schon einige Jahrzehnte her. Aber so etwas geschieht immer noch. Wenn die Geschäfts- oder Behördenleitung sagt: „Wir müssen die Personalkosten in den Griff bekommen“, folgen oft genug Insolvenz oder „Personalnotstand“. Die Mitarbeitenden sind zu Kostenfaktoren reduziert worden und verlieren das Interesse am Unternehmen.
Es geht auch anders. In erfolgreichen Betrieben, Vereinen und Organisationen haben alle Beteiligten das Gefühl: Hier bin ich wichtig, hier werde ich gebraucht und habe etwas zu sagen. Wer eine Führungsrolle hat, stärkt und fördert die Mitarbeitenden. Es herrscht eine Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung.
Um zu einer solchen Atmosphäre beizutragen, muss ich mir meines eigenen Wertes bewusst sein. Es genügt nicht, dass andere meine Leistungen anerkennen oder dass ich über Einfluss verfüge. Es geht vielmehr um mich selbst. Ganz unabhängig von meinen Verdiensten sagt Gott auch zu mir: „Du bist in meinen Augen wert geachtet und herrlich und ich liebe dich (Jesaja 43, Vers 4)“. Das zu glauben fällt nicht leicht in einer Welt, die scheinbar der Macht des Geldes und der Menschenverachtung unterworfen ist. Ich habe aber auch viele Gelegenheiten, auf die Stimme Gottes zu lauschen: in einer Kirche, im Wald, am Meer, unter Freunden, im Krankenbett.Dr. Ernst Worbs, Pfr. i.R. Kornwestheim

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