Arbeit im Abseits

Veröffentlicht am Fr, 28.04.2017
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter -

Wir alle sind bestrebt, so zu arbeiten, dass unsere Arbeit anerkannt wird, dass sie erfolgreich ist und dass sie uns ein gewisses Selbstwertgefühl schenkt. Ein solche Lebenseinstellung ist bei sehr vielen vorhanden. Ja, das ist eine natürliche Antriebskraft, um sich in die Arbeit sogar zu stürzen.
Und doch geht die Mühe der Arbeit nicht immer auf. Die Obstbauern in unserem Land müssen diese Erfahrung gerade erschreckend aushalten. Da kommt über Nacht eine Kaltfront, bringt langanhaltende Minustemperaturen mit sich und alle Blüten der Obstbäume erfrieren. Alle neuen Triebe an den Weinstöcken halten die Kälte nicht aus. Die Ernteverluste gehen in den dreistelligen Millionenbereich. Alle seitherige Arbeit war umsonst.
Manche Mühe der Arbeit geht nicht auf und ist vergeblich. Und das ist eine sehr bittere Erfahrung, wenn alle Anstrengung ins Leere läuft. Dann ist großer Frust vorprogrammiert.
Wir Verbraucher werden davon nicht einmal viel mitbekommen. Unsere Regale im Lebensmittelladen bleiben voll, dank unserer globalisierten Welt, in der schnell von woanders für Nachschub gesorgt wird. Doch für unsere Bauern bleibt es eine schlimme Ohnmachtserfahrung. Welchen Wert geben wir der Arbeit von Bauern? Welche Solidarität erfahren sie in solchen bitteren Zeiten?
Am Montag ist Tag der Arbeit. Ein gesetzlicher Feiertag, an dem die Arbeit von Menschen gewürdigt und ins Bewusstsein gehoben wird. Wer bewusst die Arbeit von Landwirten wahrnimmt, der geht anders mit Lebensmittel um: wertschätzender und achtsamer. Und vielleicht wird er auch sein eigenes Einkaufsverhalten überdenken und nicht immer zuerst zu dem billigsten greifen. Arbeit wird wertgeschätzt durch Anerkennung und nicht durch Verschwendung. Wir leben zwar im Überfluss, doch die Arbeit von Landwirten wird nicht überflüssig. Wir brauchen ihre ressourcenschonende und umweltgerechte Arbeit nötiger, denn je. Keine Arbeit darf ins Abseits geraten.