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Angedacht: Liebevoll begleitet nach Hause gehen …

Veröffentlicht am Fr, 23.11.2012

Manchmal werde ich zur Aussegnung in ein Trauerhaus gerufen, wenn der Verstorbene noch im Bett liegt. Ich finde es sehr schön, wenn Menschen sich dafür Zeit nehmen. Wir stellen dann Blumen im Zimmer auf, zünden Kerzen an, sprechen die alten Worte eines Psalmgebetes und stehen miteinander um das Bett.
Es ist eine Form der Stille, der Andacht, die Kraft gibt und den Abschied bewusst gestaltet und ich spüre jedes Mal, dass es gut tut, sich dafür Zeit zu lassen, sich diese Zeit auch zu nehmen. Es sind ganz besondere Momente.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass dies möglich ist. Nachdem ein Arzt einen Totenschein ausgestellt hat, kann ein toter Mensch bis zu 36 Stunden zu Hause aufgebahrt werden.  Manchen Menschen tut es auch gut, den Verstorbenen noch einmal zu berühren, die Hand zu halten, über den Kopf zu streicheln, um so Abschied zu nehmen. Vor dem sogenannten Leichengift braucht man keine Angst  zu haben. Dies gibt es nicht. In der ersten Stunde, vor dem Einsetzen der Leichenstarre, ist es leichter, den Verstorbenen zurechtzumachen.
Die Augenlider können behutsam geschlossen werden. Damit der Mund geschlossen bleibt, kann man ein kleines Handtuch gerollt unter das Kinn legen. Manche Angehörige haben auch den Wunsch, den Körper des geliebten Menschen selber zu waschen. Auch können Lieblingskleider dem Verstorbenen angezogen werden.
Dies muss nicht alles selber getan werden, aber es gibt diese Möglichkeiten, wenn  der geliebte Mensch zu Hause verstorben ist. Vielleicht hilft es auch die Tabus, die die unsere moderne Gesellschaft dem Tod gegenüber aufgestellt hat, zu überwinden.
„Wohin gehen wir? Immer nach Hause.“ So hat es Novalis einmal gesagt.
Die liebevolle Begleitung eines Menschen auf dem Weg nach Hause kann auch den Zurückbleibenden viel Lebenskraft geben. 

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