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Angedacht: Komm mit ins Abenteuerland

Veröffentlicht am Fr, 18.05.2012

„Komm mit ins Abenteuerland“, dürfte ein Lockruf sein, bei dem viele von uns ein äußerst angenehmes, wenn auch leicht beunruhigendes Kribbeln verspüren.
Wie sonst ist es zu erklären, dass 100 Jahre nach Karl Mays Tod, er immer noch zu den meistgelesenen deutschen Autoren zählt? Die Outdoor- will sagen Abenteuerindustrie boomt, immer mehr von uns finden sich auf Bäumen in Hochseilparks, auf über Geocaches zu Abenteuern aufgewerteten Spaziergängen wieder, Trekking per Pedes oder Bike erfreut sich einer stetig wachsenden Anhängerschaft und Horden von uns Schwaben fluten an den langen Wochenende Berlin und werden zu Großstadtindianern.
Wir sind fast schon abenteuersüchtig: Raus aus dem Alltag, hinein in eine Welt, in der nicht alles erwartbar und planbar ist, in der noch Herausforderungen und Unbekanntes locken und man sich selbst nahe ist. Dahin, wo die Sterne heller funkeln und  Grillfeuer noch aus Holz ist.
Winnetou:„Komm mit ins Abenteuerland!“ – Old Shatterhand: „Ich bin doch schon da!“.Was mir mehr und mehr an den Abenteuergeschichten von Kara Ben Nemsi oder auch Huckleberry Finn (mein Lieblingsabenteurer) gefällt, ist, dass das Abenteuer im besten Fall menschlich macht. Huckleberry beschützt seinen Freund Jim, einen entlaufenen Sklaven, entdeckt die Unmenschlichkeit dieses Rassenwahns und kämpft mit Jim für seine Freiheit; Kara Ben Nemsi, ein durch und durch christlicher Humanist, trifft bei seinen Reisen vornehmlich auf Muslime und Halef Hadschi Omar wird sein bester Freund und fortan sein Begleiter. Auch hier ganz im Sinne des Abenteuergeistes: Raus aus dem Alltag, hinein in eine Welt, in der Unbekanntes lockt und man sich selbst und anderen nahe kommt.Kürzlich fiel mir auf, dass einige meiner Freunde, die mir Einblick in neue, faszinierende Welten verschafften, fast schon viele, hinkten. Das fand ich seltsam, denn von Abenteurern erwartet man ja vorbildhafte Fitness. Ich kann es mir nur so erklären: Diese Freunde sind dem Leben begegnet und sind, vom ihm gezeichnet, zurückgekehrt. Und als solche haben sie einen menschlichen, einen gnädigen Blick auf sich und andere entwickelt, der so lockend ist, dass man ihnen sehnsuchtsvoll ins Abenteuer Menschlichkeit folgt. Übrigens gibt es in der Bibel auch einen, Jakob, der Gott begegnet und mit ihm ringt und am Ende in Neuland aufbricht, sehnsuchtsvoll und - hinkend.
Winnetou: „Komm mit ins Abenteurland!“ - Old Shatterhand: „Nicht so schnell, dein Fuß.“ Rüdiger Fett, Ev. Kirchengemeinde Kornwestheim

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