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Angedacht: Herbst

Veröffentlicht am Fr, 26.10.2012
von Bettina Zehner
Diakonin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Diakonat -

Jetzt ist es also doch wieder soweit – diese Woche war es morgens zum ersten Mal so richtig nebelig und es wurde auch tagsüber nie so richtig hell. Eben war doch noch sonniger Herbst. Mit warmen Sonnenstrahlen und Blättern, die sich in ihrer bunten Farbenpracht überbieten wollen. Auf einmal sind die Blätter nicht mehr bunt, sondern die Farben gehen mehr ins erdige, die Bäume werden langsam kahl. Morgens ist es schon richtig kalt, Zeit den Wintermantel herzurichten, die Handschuhe und den warmen Schal bereit zu legen. Nächste Woche beginnt der November.
Der Herbst ist eigentlich zweigeteilt: da ist die Erntezeit mit Äpfeln, Trauben und Kürbissen in Fülle. Die Zeit mit den leuchtenden Blättern an den Bäumen, dem milden Sonnenlicht, den angenehm warmen Tagen nach dem heißen Sommer. Und da ist die Zeit mit den trüben Tagen, mit Nebel und Kälte, Schmuddelwetter, manchmal schon Schneematsch. Das eben noch so schön gefärbte Laub der Bäume fällt ab und hinterlässt kahle Zweige. Der Garten ist kahl und wird winterfest gemacht, die Natur setzt sich zur Ruhe. Alles erscheint dann kalt, grau und dunkel. So ist der Herbst auch ein Symbol für die Vergänglichkeit und das Sterben alles Lebendigen. Dunkelheit, Kälte und trübes Wetter schlägt vielen auf das Gemüt und zehrt an den Kräften. Die Themen der Gottesdienste in diesen letzten Wochen des Kirchenjahres fügen sich passend dazu ein und drehen sich um Gericht und Buße, Trauer und Tod.
Manche möchten diese Zeit am liebsten überspringen, am liebsten gleich in der heimeligen Advents- und Vorweihnachtszeit ankommen, oder sie entfliehen ganz konkret und flüchten in dieser Zeit in den sonnigen Süden.
Die Frage ist aber, ob wir Menschen nicht wie die Natur auch diese Zeit des Herunterfahrens und des Innehaltens brauchen. Die Natur macht Pause und lädt uns Menschen ein, ihr zu folgen. Jetzt ist es auch für uns Zeit ein wenig auszuruhen, Zeit uns bewusst zu machen, dass Abschied und Trauer zum Leben gehören. Aber auch das ist wieder nur die eine Seite, denn die Natur zeigt uns auch noch etwas anderes. Im Herbst pflanzen wir Tulpenzwiebeln und geben so unserer Hoffnung Ausdruck, dass die Kahlheit nicht ewig bleibt, dass nach dem Hebst und dem Winter wieder ein neuer Anfang im Frühjahr kommt. Und wenn wir ganz genau unter das Herbstlaub schauen, dann sehen wir an den Zweigen winzige kleine Knospen. Das Sterben eines Blattes und die darunter steckende Knospe voller Leben weisen uns darauf hin, dass im Sterben schon ein neuer Anfang begründet ist. Die Natur zeigt uns, dass Tod und Neubeginn nah beieinander liegen. Sie zeigt uns auch, dass auch in dunklen Phasen unseres Lebens, in schwierigen Lebenssituationen, in Phasen der Traurigkeit oder Krankheit, im Abschied etwas Neues entstehen will.Diakonin Bettina Zehner

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