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Andacht- und Predigt Archiv

Angedacht: Genug? Genug!

Veröffentlicht am Fr, 26.04.2013
von Bettina Zehner
Diakonin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Diakonat -

„Der also auch“ denke ich, als uns Anfang der Woche die Meldung erreicht, dass eine bekannte Persönlichkeit sich selbst wegen Steuerhinterziehung angezeigt hatte.
Mein zweiter Gedanke ist: warum bin ich darüber eigentlich gar nicht überrascht. Kann mich etwa nichts mehr erschüttern? Oder noch schlimmer, erwarte ich eigentlich schon keine Ehrlichkeit mehr von den Menschen, besonders von denen, die im Verhältnis zu mir reicher sind? Gehe ich davon aus, dass alle Menschen, die es irgend ermöglichen können, bei der Steuererklärung tricksen? Und wie sieht es eigentlich bei mir aus? Würde ich es auch tun, wenn ich könnte?

Jetzt beginne ich über die Gründe nachzudenken. Warum hinterziehen Menschen Steuern? Ist der Grund, weil man schon längst nicht mehr versteht, was das soll und sich eh ungerecht behandelt fühlt? Oder weil kein Mensch mehr nachvollziehen kann, was mit dem Geld passiert? Oder ist es, weil Menschen eigentlich immer mehr Geld haben möchten, als sie haben?
Das führt mich zur Frage der Bewertung, heißt: finde ich es weniger verwerflich, wenn ein Mensch, der wenig Geld hat bei der Steuererklärung schummelt, als ein Mensch, der eh schon genug Geld hat? Mehr als ein Mensch zum Leben braucht, mehr als ein Mensch jemals ausgeben kann?
Was treibt einen Menschen an, der eh schon so viel Geld hat, dass er es nie ausgeben kann, noch mehr Geld durch Steuerhinterziehung anhäufen zu wollen? Wozu nur braucht er all dieses Geld. Warum muss er immer mehr haben?

Warum und wofür wollen wir alle eigentlich immer mehr Geld haben. Noch zu keiner Zeit ist es uns, relativ gesehen, so gut gegangen. Und trotzdem müssen wir alle immer mehr haben, und immer mehr müssen. Wir müssen immer mehr Geld verdienen, immer mehr konsumieren. Aber meine Beobachtung ist, dass wir gar nicht zufriedener oder glücklicher werden, sondern eher das Gegenteil. Wir werden immer gieriger und müssen uns deshalb mit immer noch mehr betäuben. Es scheint, als sei es nie genug. Selbst kleine Kinder leben schon unter diesem Diktat.
Wann ist eigentlich genug? Und was brauchen wir eigentlich zum Leben?
Darüber lohnt es sich einmal nachzudenken.

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