Sie sind hier: Gemeindebrief > A - Z > Predigt + Andacht - Archiv

Andacht- und Predigt Archiv

Angedacht

Veröffentlicht am Sa, 27.11.2010

Vier Wochen Urlaub, Zeit zur Erholung, zum Reisen, zum Renovieren, für Entscheidungen, Zeit, um sich und einander wieder zu finden. Vier Wochen sind viel Zeit.
Die vier Adventswochen kommen mir vor, wie fast schon vorbei. Selbst wenn nicht alle Tage ganz verplant sind, überkommt mich das Gefühl, keine Zeit zu haben. Das liegt nicht nur daran, wie gut ich meine Zeit einteile. Das Gefühl, keine Zeit zu haben, hängt damit zusammen, dass ich nicht tue, was wichtig, was wesentlich wäre. Es hängt damit zusammen, dass der Sinn der Adventszeit, was für mich Advent werden lässt, nicht stattfindet, nicht eingeplant ist.Aufbrechen – Ankommen, in dieser Spannung steht die Adventszeit. Vor der Geburt Jesu im Stall in Bethlehem liegt der Aufbruch von Maria und Josef aus Nazareth.
Advent ist Zeit des Aufbruchs, um ankommen zu können.
Menschen auf der Flucht sind aufgebrochen, haben fast ihr ganzes Leben hinter sich gelassen in der Hoffnung, in einem anderen, neuen, besseren Leben anzukommen. Wer selbst aufbricht, weiß wie es ist, Gewohntes zu lassen.
„Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir.
Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für Deinen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst.
Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem Du nicht landen willst. Du fragst: ‚An welchen Punkt?’ An den Punkt, wo das Herz hart wird.“ So schrieb Bernhard von Clairvaux vor fast 1000 Jahren.
Advent, das ist die alte Geschichte, von Maria und Josef, die aus Nazareth aufbrechen. Advent, das sind die Geschichten von Menschen, die auf der Flucht sind, die aufbrechen und auf ein neues Leben hoffen. Advent ist Zeit, um aufzubrechen aus dem ständigen Beschäftigt-Sein, das unzugänglich macht, Zeit manches zu lassen. Advent ist Zeit, neu Zugang zu finden zu mir selbst, zueinander und zur Geschichte des Kindes im Stall.

Zur Übersicht

Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.