Sie sind hier: Gemeindebrief > A - Z > Predigt + Andacht - Archiv

Andacht- und Predigt Archiv

6 Tage Krieg - 50 Jahre Unfrieden

Veröffentlicht am Fr, 16.06.2017
von Horst Rüb
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Martinskirche -

Immerhin Ägypten und Israel haben 1979 einen Friedensvertrag geschlossen. Mit den anderen Ländern und vor allem mit den Palästinensern schwelt der blutige Konflikt nun schon über 50 Jahre weiter. Über 50000 Tote und zahllose Verletzte sind auf beiden Seiten zu bekla-gen. Unendliches Leid ist über eine unüberschaubar gewordene Zahl von Menschen gekommen.
Angesichts dieser Tatsachen fragt man sich, wie lange soll das noch so weitergehen? Welchen Sinn machen Fragen wie: „Wer hat angefangen?“, „Wer hat mehr Recht oder Unrecht?“, „Wer hat die größere Schuld an dem Ganzen?“
Wo so viel Leid entsteht, machen solche Fragen einfach keinen Sinn mehr. Das gilt für die großen Konflikte wie den Nahostkonflikt, aber das gilt letztlich auch bis hinein in die Konflikte in unseren Familien. Die Fragen, wer Recht hat und wer schuldig ist, so menschlich und verständlich sie sein mögen, verbauen irgendwann den Weg zu Ver-söhnung und Frieden. Sie produzieren nur einen ewigen Kreislauf von Tat und Vergel-tung und wieder und wieder Vergeltung, der nur noch Leid und Tod hervorbringt.
Jesus hat das gewusst. In der Bergpredigt hat er gesagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich aber sage euch, dass ihr nicht wi-derstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“ (Mt 5,38f)
Diese Stelle wird gerne als vermeintlicher Beleg dafür genommen, mit der Bibel könne man keine Politik machen. Wer aber die eingeübten Denkbahnen von Rechthaberei und Vergeltung einmal verlässt, dem geht auf, dass dies der einzige Weg zum Frieden sein kann. Die allermeisten Menschen sehnen sich nach einem Leben in Frieden und Si-cherheit. Und manchmal ist das eben nur zu bekommen, wenn man bereit ist, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Erfahrenes Unrecht ungesühnt zu lassen und vielleicht sogar einmal dem Gegner die andere Backe hinzuhalten. Der Ge-winn der Versöhnung wird dafür tausendfach entschädigen.







Zur Übersicht

Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
nischer Autorinnen und Autoren (Angedacht KWZ
und Zum Sonntag, LKZ)
werden zeitnah in diesem
Archiv erfasst.